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Environment & Technology

IDAF - Zeitungsartikel über Abwasserreinigungsanlagen (Version 2)

Ich habe meinen alten Zeitungsartikel nochmals durchgelesen. Falls es tatsächlich zu einer Publikation kommen sollte, fand ich ihn einfach nicht gut genug. Deshalb habe ich neue Version geschrieben:

 

Abwasserreinigung – Ein unbekanntes Privileg

 Haben Sie sich auch schon gefragt, was eigentlich mit dem Wasser passiert, nachdem es den Abfluss verlassen hat? Klar, es geht in eine Kläranlage und wird gereinigt. Aber welche Schritte müssen beachtet werden? Und was genau passiert mit dem Abwasser dort? Im Rahmen eines Schulprojektes konnte diesen Fragen auf den Grund gegangen werden. Als Nicht-Fachperson sollte der folgende Text einen groben Überblick über die Abwasserreinigung geben und keinesfalls als wissenschaftliche Arbeit interpretiert werden. Oder einfacher: von einem Laien für eine Laiin oder einen Laien. 

 

 Zu Beginn muss das Abwasser erst einmal zu einer ARA (Abwasserreinigungsanlage) gelangen. Dafür gibt es aus fast jedem Haushalt ein Rohr, das zu anderen Rohren zusammenfliesst und meistens nach einer kilometerlangen Reise in einer ARA ankommt. Auch wenn man es anders vermuten könnte, ist das Abwasser bereits relativ sauber und enthält nur noch wenige feste Bestandteile. Erst jetzt beginnt der effektive Reinigungsprozess und das Abwasser fliesst zuerst durch einen riesigen Rechen, in dem zum Beispiel Holzstücke oder Textilien hängenbleiben und das restliche Wasser passieren kann. Anschließend gelangt das Abwasser in ein Fett- und Sandfangbecken, wo sich dank der Physik Fett an der Oberfläche sammelt und der Sand zu Boden sinkt. Das Wasser sucht sich seinen weiteren Weg ins «Vorklärbecken», während das Fett und der Sand von Zeit zu Zeit durch eine Maschine entfernt werden.

 

Im Vorklärbecken werden hauptsächlich nochmals Fette und Schlamm vom Abwasser getrennt.Dafür wird ein sogenannter «Räumer» eingesetzt, der einerseits das Fett an der Wasseroberfläche entfernt und andererseits den zu Boden gesunkenen Schlamm beseitigt. Um sich das bildlich vorstellen zu können, denkt man am besten an dieses typische runde Becken, welches oft in einer ARA zu sehen ist. Nun fährt dieser Räumer, den man sich aber auch als riesigen Schaber vorstellen kann, ganz langsam im Kreis und nimmt die Fette und den Schlamm mit. An einer Stelle im Kreis hat es dann ein Loch, wo die zu entfernenden Stoffe abfliessen können.

 

 Die vorherige Stufe der Abwasserreinigung wird auch als "mechanische Reinigung" bezeichnet, während die nächste Stufe als "biologische Reinigung" bekannt ist. Das zuvor gereinigte Abwasser enthält noch viele Nährstoffe und Kohlenstoffverbindungen, die in Gewässern zu hygienischen Problemen führen können. Im "Belebungsbecken" werden diese Stoffe nun durch Bakterien und andere winzige Organismen in einem biochemischen Vorgang zu Kohlendioxid und Wasser umgesetzt. Die Bakterien sind enorm wichtig für die Reinigung. Da kommt es gelegen, dass diese sich sehr wohl im Belebungsbecken fühlen und sich von alleine immer wieder vermehren. Auch Sauerstoff wird in dieses Becken gepumpt, was für den Abbau der Stoffe von entscheidender Bedeutung ist. Übrigens ist das Wasser in diesem Becken braun gefärbt. Jedoch stammt die Farbe nicht von Fäkalien, sondern wird durch Zugabe eines weiteren reinigungstechnischen Mittels erzeugt.

 

 Die letzte Stufe der Abwasserreinigung ist die «chemische Reinigung». Dafür fliesst das Wasser in ein «Nachklärbecken». Im Grunde wir das Wasser nochmals gleich behandelt wie im Vorklärbecken, dieses Mal aber um ein Vielfaches verfeinert. Im vorangegangenen Belebungsbecken entstanden sogenannte Belebtschlammflocken, die nun in diesem letzten Schritt herausgefiltert werden. Die Flocken setzen sich im Wasser ab und werden vom Rest getrennt. Außerdem kann das Abwasser zusätzlich durch einen Sandfilter laufen, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle Belebtschlammflocken entfernt werden. Nach diesem letzten Schritt ist das Abwasser nun wieder zu Wasser geworden und sauber genug, um in einem Bach oder in einem Fluss abgelassen zu werden.

 

 Wer nun aufgepasst hat, dem oder der dürfte aufgefallen sein, dass vom Abwasser immer wieder andere Stoffe getrennt werden. Mal ist es Sand, mal Fett und ein anderes Mal ist es Schlamm. Diese Stoffe werden nun aber nicht einfach vernichtet, sondern können wieder- respektive weiterverwendet werden. Es ist ein gutes Beispiel, weshalb Abwasserreinigungsanlagen essenziell sind für unsere Gesellschaft und sie einen wichtigen Anteil an einer sauberen Umwelt liefern. Ebenso fördern sie mit der Wiederverwendung von Stoffen die Kreislaufwirtschaft.

 

 Verschmutztes Wasser kann einen grossen Schaden anrichten und ganze Ökosysteme vernichten. Nur dank den Abwasserreinigungsanlagen profitieren wir von einem sauberen Wasser in der Schweiz. Auch durch einen immerwährenden technischen Fortschritt müssen wir uns in nächster Zeit keine Gedanken darüber machen, ob man nun von einem Brunnen trinken darf oder nicht.

 

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